Wie vor 60 Jahren das WC in den Kindergarten kam

Manche maßlosen Elternansprüche in der heutigen Zeit, auch an die baulichen Standards in Kindergärten und Schulen, treiben manchmal den Verantwortlichen die Zornesröte ins Gesicht.

Werfen wir einen Blick zurück in das Jahr 1958. Vor 60 Jahren waren die Verhältnisse im Wurmlinger Kindergarten noch recht "rustikal", denn von 1906 bis 1958 mussten die Kinder ihre Notdurft sommers wie winters in einem hölzernen Toilettenhäuschen im Garten verrichten. Im Protokoll vom März 1958 von Pfarrer Fridrich lesen wir: "Wir müssen dringend den schulischen Raum des Kindergartens vergrößern und noch dringender ist es, die Toiletten ins Haus zu holen. - Architekt Messner aus Trossingen wurde mit der Planung beauftragt. im Sommer kann mit dem Umbau des Kindergartens begonnen werden. Durch einen Anbau an der Westseite wird nun viel Platz gewonnen, auch für die Garderobe und die Toiletten."

Nach der Planung im März 1958 wurde tatkräftig gebaut. Eine Ölheizung brachte große Entlastung für die Schwestern, die nun nicht mehr das Holz spalten und zu den Öfen transportieren mussten.

Am Sonntag den 9. November erhielt der umgestaltete Kindergarten in einer großen Feierstunde die kirchliche Weihe durch Herrn Hochwürden Pfarrer Fridrich. Das Heim wurde dem Schutz des heiligen Josef unterstellt. Bürgermeister Mooz überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde. Umrahmt wurde der Festakt von Liedern des Kirchenchores. Dann konnten die Besucher die neuen Räume und die Toiletten in Augenschein nehmen. Ein Besuchen meinte: "...die Kinder müssen doch erst in den Gebrauch der Wasserspülung eingewiesen werden!". Im Rahmen des Umbaus notierte Pfarrer Fridrich folgenden Kommentar in die Chronik:" Mit diesem Umbau hatte ich viel Ärger und Verdruss, von einer Seite, von der ich dies nicht erwartet hätte." Wen er damit meinte, bleibt vermutlich bis in die Ewigkeit im Verborgenen.

Text: hpp / Bild: Archiv WK