Aus der Geschichte der Pfarrei: Der lange Streit um den Hölzle-Zehnt
Montag 10. Mai 2021 , Wurmlingen
Wer von dem südlichen Seiteneingang der Wurmlinger St. Gallus Kirche Richtung Pfarrhaus geht, marschiert direkt auf die Gedenktafel zu, die an den Pfarrer Franz Joseph Purtscher erinnert.
Als die neue Kirche 1784 eingeweiht wurde, war er Pfarrer in Wurmlingen. Wohl deshalb wurde die Tafel so exponiert an der Kirchenwand angebracht als er 1802 verstarb.
Obwohl Pfarrer Purtscher (tätig von 1772 -1802) nicht zu den wichtigsten Geistlichen in der langen Geschichte von Wurmlingen zu zählen ist, gab es in seiner Amtszeit einen „spannenden Machtkampf“ der zu seinen Ungunsten ausging. Er schrieb verärgert in die Pfarrchronik: „Diese verfänglich, hinterlistig Beamte hät der Kirch zugsetzt 40 Jahr ohn Ruh. Was war geschehen? In Wurmlingen gab es seit vielen Jahrhunderten den Hölzle-Zehnt, dies war eine Abgabe (Getreide, Kartoffel, Kleinvieh, Holz etc.) der Bauern an die Kirche, also an den Pfarrer. Diese Naturalien wurden in der Pfarrscheuer gelagert. (Wir wissen, dass die Pfarrscheuer 1731 abbrannte und im selben Jahr wieder aufgebaut wurde und bis 1965 stand.)
Bereits der Vater von Pfarrer Purtschers Gegenspieler, Obervogt des Konzenberger Ländchens Joseph Anton Riedinger, forderte von dem damaligen Pfarrer Anton Heinrich Meßmer im Jahre 1743 die Hälfe des Hölzle-Zehnts. Es kam zu einem heftigen Streit, doch Pfarrer Meßmer „ … verwahrte das Gerechtsame der Pfarrei bis zum Tode aufs allerkräftigste, freilich unter viel Leiden.“
Joseph Riedinger jun., ebenfalls Obervogt in Wurmlingen nahm 1776 den Streit wieder auf und forderte ebenfalls die Hälfte des Hölzle-Zehnts. 1783 gab Pfarrer Purtscher nach: „Ich hab das Recht er die Macht“. Er starb am 10. Mai 1802 überraschend mit 67 Jahren. Die Gedenktafel, aus Sandstein gehauen, erinnert an sein Wirken.
Text und Bild: hpp