Aus der Geschichte der Pfarrei: Glocken für die Rüstung
Mittwoch 9. November 2022 , Wurmlingen
Augenblicklich geht unser Blick sorgenvoll Richtung Osten. Vor 80 Jahren waren die Nöte ungleich größer, steckte unsere Heimat doch mitten im Krieg.
1942 wurden vier Glocken von der St. Gallus Kirche und die zwei Glocken von der Sebastianskapelle für Rüstungszwecke eingezogen. Rohstoffmangel veranlasste das Hitlerregime zu diesem Schritt um aus dem eingeschmolzen Eisen Kanonen und Panzer zu fertigen. Nur die kleinste Glocke, das Wetterglöcklein, verblieb damals auf dem Turm.
Pfarrer Josef Hecht wehrte sich vergebens, um dem Verbleib von wenigstens drei Glocken auf dem Turm. Seine großen Sorgen und Nöte von damals sind deutlich seinen Notizen in der Pfarrchronik zu entnehmen. So steht dort auch, dass sich die Wurmlinger Handwerker standhaft und mit großer Zivilcourage weigerten, zu diesem „Glockendiebstahl“ beizutragen. Letztlich wurden Fremdarbeiter für das mühevolle und damals gefährliche Abseilen der Glocken zwangsverpflichtet. Der Ortsgeistliche und die Bevölkerung mussten mit ansehen, wie die sechs Glocken auf Lastwagen abtransportiert und den Ort Richtung Glockenfriedhof Hamburg verließen.
Text: hpp/ Bild: Pfarrarchiv